HDI-Versicherung: Optimierung von Textbausteinen
Optimierung von komplexen Text-Bausteinen – HDI etabliert nachhaltigen Prozess.
Hintergrund
Die HDI Lebensversicherung AG möchte ihre Kunden in den Mittelpunkt stellen und auf Augenhöhe kommunizieren. Hierfür ist auch eine transparente, freundliche und moderne Sprache entscheidend.
Wenn die Kommunikation nicht gelingt, steigen schriftliche und telefonische Rückfragen im Service-Center.
Eine gelungene Kommunikation dagegen kann Vertrauen, Wertschätzung, Ansehen und Reputation steigern. Diese immateriellen Werte sind in Bezug auf Image und die Marke entscheidend für den Erfolg.
Um eine kundenfreundliche Sprache zu erreichen, sollten im ersten Schritt existierende Text-Bausteine für Briefe unter die Lupe genommen und systematisch optimiert werden.
Innerhalb von 6 Monaten wurden etwa 6.250 Text-Bausteine systematisch optimiert. Die Verständlichkeit dieser Texte konnte um 65 % messbar verbessert werden.
Herausforderungen
- Das Korrespondenz-System von HDI basiert auf Text-Bausteinen und Regeln. Text-Bausteine werden in verschiedenen Briefen eingesetzt. Auf Basis der Regeln werden Briefe für Vorgänge und Verträge erstellt. Etwa 15.000 Text-Bausteine und 8.000 Regeln sind in den Korrespondenz-Systemen hinterlegt.
- Prozessuale Barrieren: Texte werden dezentral erstellt, dies wirkt sich unter anderem auch auf die Konsistenz der Sprache aus. So ergeben sich beispielsweise immer wieder abweichende Schreibweisen von feststehenden Begriffen.
- Technische Faktoren: Viele Text-Bausteine sind redundant. Solche Datenbanken für Text-Bausteine erfolgreich zu managen, ist sehr aufwendig. Das beginnt bei der Extraktion der Texte aus dem System. Texte müssen aber nicht nur in einer bearbeitbaren Form extrahiert werden. Es muss auch sichergestellt sein, dass die überarbeiteten Texte wieder korrekt ins System übernommen werden können. Weiter muss technisch geklärt werden, wie mit gestrichenen Bausteinen umgegangen wird. Damit ist das Projekt nicht nur ein Sprach-Projekt, sondern auch ein IT-Projekt.
- Experten-Laien-Kommunikation: Versicherungsprodukte sind abstrakt und komplex. Auch im Interesse der Kunden steht die Rechtssicherheit dabei an erster Stelle. Dies geht aber oft auf Kosten der Verständlichkeit.
- Wie kann eine gezielte Steuerung der Prozesse die Verständlichkeit der Kommunikation von HDI verbessern?
Projekt-Ziele
- Ermittlung objektiver, messbarer Kennzahlen.
- Festlegung von Regeln (Sprach-Leitfaden).
- Systematische Behebung von Schwachstellen.
- Standardisierung (Terminologie, Corporate Wording, Marken-Sprache, Best-Practice-Beispiele).
- Schulung von Mitarbeitern (z. B. Schreib-Workshops).
- Bereitstellung notwendiger Werkzeuge (Sprach-
Software TextLab). - Einführung einer Qualitätsprüfung (u. a. über Benchmarks).
- Vermeidung von Geschäftsvorfällen (Schrift, Telefonie).
- Transparenz (Textmenge, Prozess, Monitoring).
- Marktdifferenzierung durch ausgeprägte Kundenorientierung (Wertschätzung).
Projekt
Für die Umsetzung des Projekts „Klartext“ ist ein interdisziplinäres Kern-Team zuständig, das aus verschiedenen Experten besteht. Die Team-Mitglieder kommen aus den Bereichen Schriftgut, Kunden-Service bAV (betriebliche Altersversorgung), Kunden-Service Privat und Marketing/Marken-Management. Außerdem erweiterte HDI das Team um die Sprach- und Corporate-Language-Spezialisten des Communication Lab. Dazu kamen die Dialogmarketing-Experten von Art&Others, einer Partneragentur des Communication Lab.
Bei der Auswahl der zu überarbeitenden Dokumente waren die Geschäftsvorfälle, die am häufigsten genutzt werden, sowie die Relevanz aus Sicht der Kunden und der Vertriebspartner entscheidend. Die Korrespondenz zu diesen ausgewählten Geschäftsvorfällen diente als repräsentatives Sample und entsprach im Umfang etwa 20 % aller Schreiben.
Diese Dokumente prüfte das Communication Lab in einer umfassenden formalen Analyse mit TextLab, um den Ist-Zustand der Kommunikation festzuhalten. Bei der Software-Analyse werden bis zu 40 formale Parameter und Kennzahlen zur Verständlichkeit und Qualität der Sprache erfasst. So hat das Communication Lab eine Reihe von Kennzahlen erhoben, um die Stärken und Schwächen der Kommunikation zu identifizieren. Eine zusammenfassende Bewertung wichtiger formaler Kriterien lieferte der Hohenheimer Verständlichkeits-Index, der als Schlüsselindikator für die Text-Qualität diente. So konnten die Sprach-Experten während des gesamten Projekt-Verlaufs wertvolle Daten und Informationen zur Sprache von HDI gewinnen.
In einer anschließenden Experten-Analyse untersuchte das Communication Lab die Texte detailliert auf „weiche“ Sprach-Faktoren. Dazu bewerteten die Sprach-Experten vor allem qualitative Aspekte der Verständlichkeit: Sprach-Stil, Tonalität, Transparenz und Text-Aufbau. Durch genaue Hinweise können bei der späteren Optimierung gezielt Barrieren für die Verständlichkeit abgebaut werden. Zusätzlich konnte das Communication Lab daraus übergreifende Regeln für eine einheitliche und verständliche Schrift-Kommunikation im Unternehmen ableiten. Diese Regeln hinterlegte das Communication Lab langfristig in TextLab, um die Wiederholung von Fehlern später systematisch zu vermeiden.
Basierend auf den Ergebnissen der Software- und Experten-Analyse wurden die Dokumente in der operativen Projekt-Arbeit optimiert. Dies gelang durch eine enge Abstimmung zwischen Sprach- und Fachexperten. Hinter diesem Vorgang steht ein aufwendiger Prozess: Alle Briefe wurden auf Basis der Text-Bausteine entsprechend der Priorisierung nach und nach überarbeitet. Dabei wurden auch die Sprach-Regeln und Standards weiter verfeinert.
Alle entwickelten Standards hinterlegten die Sprach-Experten laufend in TextLab. Damit konnten sie das Auffinden und Beheben von Barrieren mit jedem Text-Baustein noch weiter optimieren. Verstöße, die in einem überarbeiteten Text-Baustein identifiziert und dann in TextLab hinterlegt wurden, konnten so ganz einfach auf Knopfdruck in jedem weiteren Dokument identifiziert werden. Dadurch erzielte das Communication Lab eine maximale Konsistenz in der Qualität der optimierten Text-Bausteine.
Prozess
Identifizierung der wichtigsten Geschäftsvorfälle
Extraktion der Text-Bausteine aus den Systemen und Aufbereitung für die Überarbeitung
Erste formale Analyse mit der Sprach-Software TextLab
Kommentierung der Texte durch Sprach-Spezialisten
Optimierung der Texte durch Dialog-Experten
Optimierung der Texte durch Sprach-Experten
Rücksprache und Abstimmung mit den Experten bei HDI
Festlegung von Terminologie und Zielwerten in der Sprach-Software TextLab
Freigabe der optimierten Text-Bausteine durch HDI
Test und Optimierung des Zusammenwirkens der Text-Bausteine auf Basis von Muster-Briefen
Entwicklung eines Corporate Wordings
Festlegen des Corporate Wordings in einem Leitfaden und Speicherung in TextLab
Vorher-nachher: die Texte im Vergleich
- Der Vorher-nachher-Vergleich der optimierten Briefe zeigt besonders deutlich: Die Texthandbücher von HDI erreichen in der Abschluss-Messung insgesamt sehr gute Werte. Es konnte eine signifikante Verbesserung der Verständlichkeit in allen Kategorien nachgewiesen werden.
- Eine zusammenfassende Bewertung wichtiger formaler Text-Kriterien lieferte der Hohenheimer Verständlichkeits-Index (HIX), der als Schlüsselindikator für die Text-Qualität diente. Der HIX bewertet die Verständlichkeit von Texten auf einer Skala von 0 (sehr schwer verständlich) bis 20 (sehr leicht verständlich). Die Zielvorgabe für Briefe liegt bei 14 Punkten.
- Die Ergebnisse aus der Null-Messung zeigten, dass bei den HIX-Ergebnissen nur 8 der 101 untersuchten Dokumente im „grünen Bereich“ lagen. Der Anteil der Texthandbücher mit einem HIX-Wert unterhalb des Zielwerts von 14 Punkten überwog deutlich. Im Optimierungsprozess konnten die Werte deutlich verbessert werden: von durchschnittlich 7,06 auf 16,59 Punkte. Damit erreichen die Dokumente insgesamt einen Wert beim Hohenheimer Verständlichkeits-Index, der sogar über der Zielvorgabe liegt.
- Die HDI-Briefe können somit insgesamt als leicht verständlich eingestuft werden.
HIX (Hohenheimer Verständlichkeits-Index): Vorher-nachher-Vergleich von 3 Briefen
Erfolg
- Innerhalb von 6 Monaten wurden etwa 6.250 Text-Bausteine systematisch optimiert. Das entspricht in etwa 20 % aller Text-Bausteine.
- Durch das systematisierte Vorgehen konnte das Communication Lab erstmals Kennzahlen, Schwellenwerte und Standards für die Unternehmenskommunikation von HDI ermitteln.
- Die im Prozess ermittelten objektiven Kriterien und die individuellen Besonderheiten wurden in TextLab hinterlegt. Dadurch stehen die für HDI ermittelten Standards zur Qualitätssicherung und Optimierung jedem Mitarbeiter auch nach Projektende auf Knopfdruck zur Verfügung.
- Neben der Qualitätssicherung auf Basis objektiver Kennzahlen ermöglichte der softwaregestützte Ansatz eine konsistente Bearbeitung von sehr großen Mengen an Schriftgut. Und dies mit deutlich weniger Aufwand als bei herkömmlichen rein manuellen Verfahren.
- Mit der Analyse und Optimierung der Briefe und Formulare hat HDI einen großen Schritt in Richtung Verständlichkeit und einheitliche Unternehmenssprache gemacht. Das macht auch der objektive Vorher-nachher-Vergleich der Texte deutlich.
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für diese Fallstudie
Oliver Haug
Geschäftsführer, Spezialist für Corporate Language
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